Die jungen Stuttgarter Koalas haben jetzt auch Namen
Wilhelma Stuttgart / Stuttgarter Zeitung
15.04.2025
Iris Frey
Nun ist es geklärt. Zehn Monate nach ihrer Geburt haben die zwei Lieblinge in der Terra Australis einen Namen, ausgesucht von Nachfahren der ersten Bewohner Australiens.
Als die Terra Australis in der Wilhelma im Sommer vor zwei Jahren eröffnet wurde, waren sie auch vor Ort, Mitglieder der First Nation, Nachfahren der Ureinwohner Australiens. Mit speziellen Zeremonien, Tänzen, Gesängen und dem Rauch von brennenden Eukalyptus haben sie damals die neue Australienwelt mit eröffnet. Nun gab es im Sommer vergangenen Jahres erstmals gleich doppelten Nachwuchs bei den Koalas. Die beiden Babys sind mittlerweile so gut wie ganz aus ihrem Beutel heraus und deshalb auch für die Besucher besser zu sehen – wenn sie nicht gerade schlafen.
Besucher sind fasziniert von den Tieren
Die Besucher stehen nach wie vor fasziniert mit und ohne Fotoapparat oder Smartphone vor dem Gehege und beobachten geduldig die Tiere, die aus dem australischen Queensland stammen und vor zwei Jahren von Tierpflegerin Michele Barnes gebracht wurden: die beiden Weibchen Auburn, Scarborough mit Aero und Navy. Aero ist seit vergangenem Jahr der Vater der zwei Babys von Auburn und Scarborough.
Die beiden Kleinen hatten bislang noch keine Namen. Die sind jetzt gefunden. Und da geht der Blick nach Australien: Nachfahren der ersten Bewohner Australiens, Vertreter der Yugambeh aus Queensland haben den männlichen Nachwuchs von Scarborough nun Borobi benannt. Das heißt in der Sprache der Yugambeh im Südosten von Queensland „Koala“. Das weibliche Baby von Auburn soll Jimbelung heißen, was soviel wie Freund/Freundin bedeutet.
Damit ist die Koala-Familie vollständig benannt. Für Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin ist die Namensgebung „ein Zeichen des Respekts vor der indigenen Bevölkerung Australiens.“ Es sei eine große Ehre gewesen, als die australische Regierung im Jahr 2023 als Leihgabe die vier Koalas zur Verfügung stellte, um frisches Blut in die europäische Reservepopulation zu bringen angesichts der schwierigen Lebenssituation in Australien mit Buschbränden und dem Verlust von Lebensräumen. „Für uns bedeutet das eine hohe Verantwortung“, so Kölpin. Die Tiere haben einen Namen, weil sie eine Botschafterfunktion haben, um bei den Besuchern die Begeisterung für Biodiversität und Artenschutz zu wecken. Die beiden Mütter leben derzeit mit ihren Kindern zusammen in einem Bereich und sind oftmals gut zu sehen.
Die kleinen Koalas schon ein Kilogramm schwer
Revierleiterin Thali Bauer freut sich, dass sich die kleinen Koalas prächtig entwickeln: „Das verdanken wir vor allem der liebevollen Pflege ihrer Mütter.“ Die Jungtiere seien mittlerweile so groß, dass sie kaum noch in den Beutel passen. Man sehe oft nur noch den Kopf der Kleinen, wie er im Beutel zum Trinken versinkt, während der restliche Körper draußen bleibe, hat sie festgestellt.
Auch an Gewicht haben die Babys zugelegt: „Unser männliches Jungtier hat jetzt die Ein-Kilo-Marke geknackt, seine jüngere Schwester ist mit 920 Gramm dicht dahinter“, so die Revierleiterin. Es sei spannend zu sehen, wie unterschiedlich die beiden sind, sagt Bauer: Das weibliche Jungtier sei offen und mutig, ganz wie ihre Mama – der Apfel falle ja bekanntlich nicht weit vom Stamm. Der kleine Mann hingegen ist eher der ruhige Typ, dafür aber neugierig und bereit, die Welt zu erkunden.
Nachts sind die Kleinen besonders aktiv und spielen zusammen
„In der Nacht sind die beiden besonders aktiv. Sie tollen herum und spielen viel miteinander“, weiß Bauer. Man sehe sie sogar, wie sie über die Gesichter ihrer Mütter klettern und am Boden alles erkunden. Auch über den Tag sieht man sie immer mehr alleine ohne Mutter umherklettern. Die Kleine fordert ihren Bruder häufig auf zum gemeinsamen Eukalyptus-Picknick. Scarborogh sei äußerst fürsorglich und passe immer gut auf ihren Nachwuchs auf. Auburn, die andere Mama, zeige ebenfalls viel Liebe, sei aber manchmal auch froh, wenn sie nicht ständig eine „Wärmflasche“ an ihrem Körper hat. „Insgesamt sind die beiden kleinen Koalas eine wahre Freude zu beobachten, und wir alle hier freuen uns über ihre Fortschritte und das liebevolle Miteinander“, sagt Bauer.
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Mutter Scarborough mit ihrem Kind Borobi.
© Foto: Wilhelma/Marcel Schneider
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Im Sommer 2023 war die Terra Australis eingeweiht worden, nachdem das ehemalige Menschenaffenhaus umgebaut worden war. Seitdem leben hier mehr als 11 Tierarten in einem Tag- und zwei Nachtbereichen.
© Foto: Iris Frey
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Die Terra Australis ist bis heute ein Anziehungspunkt für die Besucher der Wilhelma. Insbesondere der Tagbereich, in dem die Koalas leben.
© Foto: Iris Frey
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Die beiden Koala-Mütter Auburn und Scarborough mit ihren Babys vor wenigen Tagen in der Terra Australis.
© Foto: Iris Frey
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Bei der Einweihung der Terra Australis in der Wilhelma im Sommer 2023 war die Freude über die neuen Bewohner, die Koalas, groß.
© Foto: Iris Frey
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Tierpflegerin Michele Barnes hatte das Koala-Quartett, mit zwei Männchen und zwei Weibchen aus dem australischen Queensland direkt nach Stuttgart in die Wilhelma gebracht. Hier hält sie Navy auf dem Arm.
© Foto: Iris Frey
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Bei der Einweihung der Terra Australis am 24. Juli 2023 haben Nachfahren der ersten Bewohner Australiens eine Feuer-Rauch-Zeremonie in der Stuttgarter Wilhelma zelebriert. Die Mununjali Ngari-Group war aus Beaudesert und Logan (Queensland) dazu angereist.
©Foto Lichtgut/Julian Rettig
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Mit der Feuer-Rauch-Zeremonie der Mununjali Ngari-Group aus Queensland brachten die Nachfahren der ersten Bewohner Australiens ein Stück ihrer Heimat den Gästen in der Wilhelma nahe, als Vertreter der ältesten lebenden Kultur auf der Welt.
©Foto Lichtgut/Julian Rettig
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Die Koala-Babys im Februar 2025. Sie waren im Sommer 2024 auf die Welt gekommen als so genannte Joeys und lebten dann bis Dezember 2024 vorwiegend im Beutel ihrer Mütter.
©Foto Wilhelma/Birger Meierjohann
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Im Februar 2025 waren die Kleinen öfter außerhalb des Beutels. Dabei wurde deutlich, dass es sich bei den Koala-Babys um ein männliches und ein weibliches Tier handelt.
©Foto Wilhelma/Birger Meierjohann
Männchen oder Weibchen?
Geschlecht der Koala-Babys steht fest
Iris Frey
Stuttgarter Nachrichten, 19.02.2025
Jetzt ist es klar: Das Geschlecht des Koala-Nachwuchses im Stuttgarter Zoo konnte nun bestimmt werden. Was bedeutet das für die Zucht in der Wilhelma?
Lange mussten sich der Stuttgarter Zoo und die Besucher gedulden, um zu erfahren, welches Geschlecht die Koala-Babys haben, die im Juni 2024 zur Welt gekommen sind und kurz vor Weihnachten in der Wilhelma erstmals aus den Beuteln ihrer Mütter geblickt haben. Seitdem wurde viel über das Geschlecht der beiden Jungtiere gerätselt. Die Spekulationen haben nun ein Ende. Volker Grün, der Leiter des Fachbereichs Zoologie in der Wilhelma und gleichzeitig Kurator der Australienwelt „Terra Australis“, kann nun das Geheimnis lüften: „Unsere Tierpflegerinnen und Tierpfleger können mittlerweile zweifelsfrei bestätigen, dass es sich bei unseren beiden Joeys – so nennt man den Nachwuchs von Beuteltieren – um ein männliches und ein weibliches Jungtier handelt.“
Es wurde festgestellt, dass der am 10. Juni 2024 von Koala-Weibchen Scarborough (kurz „Scar“ genannt) zur Welt gebrachte Joey männlichen Geschlechts ist. Das von Scars Mitbewohnerin Auburn eine Woche später geborene Jungtier ist dagegen weiblich. Der Vater beider Tiere ist der sechs Jahre alte Aero.
Navy könnte nun später auch Vater werden
Was bedeutet das nun für die kommende Zucht? Da in der Wilhelma mit dem vier Jahre alten Navy ein weiteres zuchtfähiges Männchen zu Hause ist, bestünde nun die Möglichkeit, ihn eines Tages in der Wilhelma mit dem weiblichen Jungtier zusammen zu lassen, sobald Navy voraussichtlich selbst bald geschlechtsreif sein wird. Das männliche Jungtier hingegen könnte später über das Ex-Situ Zuchtprogramm des europäischen Zooverbandes EAZA an einen anderen Zoo vermittelt werden, erklärt Wilhelma-Sprecher Birger Meierjohann. Da das junge Männchen mit keinem Zoo-Koala außerhalb der Wilhelma verwandt ist, würde er wertvolle frische Gene in die europäische Reservepopulation der Koalas bringen.
Namen dürfen Vertreter der First Nation auswählen
Als nächstes werden nun Namen für die Babys gesucht. „Da unsere Koalas eine Leihgabe der australischen Regierung sind, möchten wir die Namen als Zeichen des Dankes und des Respekts von Vertreterinnen und Vertretern der First Nations aus Australien auswählen lassen“, so der Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin. First Nation sind die Ureinwohner Australiens. „Wir haben bereits eine Anfrage nach Down Under geschickt und sind auf die Vorschläge gespannt.“
© Text: Iris Frey / Stuttgarter Nachrichten
Lieblinge im Stuttgarter Zoo
Die beiden Koala-Babys sind für die Wilhelma ein seltenes Glück
Iris Frey
Stuttgarter Zeitung, 17.02.2025
Nur 13 Zoos in Europa halten Koalas, darunter auch der Stuttgarter Zoo. In der Wilhelma sind im vergangenen Jahr gleich zwei Koala-Babys zur Welt gekommen. Damit hat nun eine stattliche Zahl der beliebten Beuteltiere ihre Heimat in Stuttgart.
Immer öfter kommen die kleinen Publikumslieblinge in der Terra Australis aus dem Beutel. Auf den Rücken ihrer Mütter Auburn und Scarborough erkunden die beiden Koala-Babys, die aus dem australischen Queensland stammen, die Welt. Die Beuteltiere sorgen für große Freude, auch bei Volker Grün. Er ist Leiter des Fachbereich Zoologie der Stuttgarter Wilhelma und Kurator der dortigen Terra Australis. „Die Haltung und Zucht von Koalas in europäischen Zoos ist selten und anspruchsvoll. Aktuell gibt es nur 13 Zoos in Europa, die Koalas halten“, sagt Grün. In Deutschland gibt es derzeit Nachwuchs nur in Duisburg, Dresden und der Wilhelma.
In Europa leben knapp 50 Koalatiere
Nur wenige Beuteltiere leben außerhalb ihrer angestammten Heimat Australien: In Europa sind es knapp 50 Koalas, 17 davon in Deutschland. Aktuell gibt es in der Wilhelma zwei Jungtiere, die Mitte vergangenen Jahres geboren wurden. Zudem gibt es im Zoo Duisburg ein weiteres Jungtier. Im Stuttgarter Zoo zählt die Koala-Familie jetzt sechs Tiere: zwei Weibchen, zwei Männchen und zwei Babys.
Für Grün sind die Koala-Geburten in der Wilhelma „ein bedeutender Erfolg“. Die Tiere fühlten sich in ihrer Umgebung wohl, die Haltungsbedingungen seien optimal. Dieser Zuchterfolg trage zudem zur genetischen Vielfalt und Stabilität der Population in europäischen Zoos bei.
Geschlecht der Koala-Babys ist noch nicht klar
Die Wilhelma plant, die Zucht fortzusetzen und die Koala-Population in Europa weiter zu stärken. Doch noch fehlt eine Erkenntnis zum doppelten Baby-Glück in Stuttgart: das Geschlecht der beiden kleinen Beuteltiere. „Wir haben einen Verdacht, möchten die Jungtiere jedoch in ihrer Entwicklung nicht stören. Daher lassen wir uns mit der Geschlechtsbestimmung noch Zeit“, sagt Grün.
Zwei Zoos koordinieren das Europäische Zuchtprogramm
Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm EEP heißt heute EAZA Ex-situ-Programm für Koalas. Es wird von dem Zoo Duisburg und der Stuttgarter Wilhelma koordiniert. Zu den zentralen Aufgaben gehören die Überwachung der Population, die Planung von Zuchtmaßnahmen, die Organisation des Tieraustauschs zwischen Zoos zur Förderung der genetischen Vielfalt und die Beratung bei Haltungsfragen, berichtet Grün.
Die Nachzucht sei mit verschiedenen Herausforderungen verbunden. Eine der größten Schwierigkeiten sei die kontinuierliche Bereitstellung von qualitativ hochwertigem Eukalyptus, da Koalas nur bestimmte Arten akzeptieren. Zudem seien sie empfindlich gegenüber Stress und benötigten sehr spezifische klimatische Bedingungen. Eine erfolgreiche Zucht erfordere daher umfassendes Fachwissen, optimale Haltungsbedingungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen den Zoos.
Koalatiere sind nur vier Stunden wach
Und wer die beiden kleinen Beuteltiere in der Wilhelma mit ihren Müttern beobachten will, muss den richtigen Moment erwischen, denn: „Natürlich ist es weiterhin immer Glücksache, Aktivitäten zu beobachten, da Koalas ja über 24 Stunden verteilt nur vier Stunden wach sind. Aber die Chancen, die Jungtiere zu sehen, sind mittlerweile gut“, sagt Wilhelma-Sprecher Birger Meierjohann.
© Text: Iris Frey / Stuttgarter Zeitung
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Die kleinen Koala-Babys in der Wilhelma halten sich immer öfter außerhalb des Beutels ihrer Mutter auf.
©Foto: Wilhelma
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Volker Grün ist Leiter des Fachbereich Zoologie der Stuttgarter Wilhelma und Kurator der Terra Australis und Co-Zuchtbuchführer des Koala-EEPs.
©Foto: Wilhelma/Birger Meierjohann
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Die Koala-Zucht in der Terra Australis ist auch für Europa bedeutsam. Aktuell gibt es nur 13 Zoos in Europa, die Koalas halten.
©Foto: Iris Frey
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Auf der Tafel in der Terra Australis sind die beiden Geburten der Koala-Babys schon vermerkt. Noch ist ihr Geschlecht unklar.
©Foto: Iris Frey
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In der Terra Australis sind im Juni vergangenen Jahres zwei Koala-Babys geboren worden. Dort gibt es jetzt sechs Koalas.
©Foto: Iris Frey
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Eines der beiden Koala-Babys, das jetzt schon munter immer wieder umherklettert und wie das andere auch den Beutel der Mutter verlässt.
©Foto: Wilhelma/Birger Meierjohann
Erster Koala-Nachwuchs in Süddeutschland
Sensationeller Nachzuchterfolg in der Wilhelma in Stuttgart (Pressemittelung 13.12.2024)
Der Wilhelma in Stuttgart ist wieder einmal ein sensationeller Zuchterfolg gelungen. In der erst im Juli 2023 eröffneten Terra Australis können die Besucherinnen und Besucher des zoologisch-botanischen Gartens daher seit wenigen Tagen erstaunliche Beobachtungen machen: Bei den beiden Koala-Weibchen Scar und Auburn zappelt etwas im Beutel. Mit etwas Glück sieht man auch schon einmal ein winziges Bein oder sogar ein Köpfchen herausragen. Damit steht es endgültig fest: In der Wilhelma sind dieses Jahr zwei Koalas zur Welt gekommen.
Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin zeigt sich begeistert: „Wir sind überglücklich, dass sich bei unseren Koalas schon im ersten Jahr nach ihrem Einzug in die Wilhelma Nachwuchs eingestellt hat – der beste Beweis, dass wir der sensiblen Art beste Bedingungen bieten.“
Bereits im Mai wurde den Tierpflegerinnen und Tierpfleger der Terra Australis klar, dass das sechsjährige Koala-Männchen Aero Interesse für die drei Jahre alte Auburn und die fünf Jahre alte Scar zeigte. Mehrfach kam es zu Paarungen. Das dreijährige Männchen Navy dagegen konnte die beiden Weibchen noch nicht von sich überzeugen.
Volker Grün, der stellvertretende Direktor der Wilhelma und gleichzeitig Kurator der Terra Australis, erklärt: „Geboren wurden die beiden Jungtiere bereits Mitte Juni nach gerade einmal 35 Tagen Tragzeit. Die Joeys – so nennt man den Nachwuchs bei Beuteltieren – waren damals nackt, blind und so groß wie ein Gummibärchen. Direkt nach der Geburt mussten sie in die Beutel ihrer Mütter kriechen, wo sie für uns alle unsichtbar heranwuchsen. Direkt nach der Geburt mussten sie in die Beutel ihrer Mütter kriechen, wo sie für uns alle unsichtbar heranwuchsen – eine sehr sensible Phase. Umso mehr freuen wir uns, dass schon bald zwei kleine Koalas aus den Beuteln blicken werden.“
Die Haltung und Zucht der sympathischen Australier gilt als höchst anspruchsvoll. Schließlich sind Koalas Nahrungsspezialisten, die nichts außer Blättern und Rinde des Eukalyptus fressen. Von diesem gibt es allerdings zahlreiche Arten, die nicht in allen Wachstumsphasen als Nahrung geeignet sind. Zudem gibt es auch bei Koalas Feinschmecker, welche manche Eukalyptussorten bevorzugen und andere links liegen lassen. Die Baby-Koalas ernähren sich in den ersten Wochen nach ihrer Geburt ausschließlich von Muttermilch. Ab der 22. Lebenswoche kommt der sogenannte „Pap“ hinzu: Dabei handelt es sich um einen im Blinddarm der Muttertiere gebildeten sehr weichen Kot. Er enthält neben wichtigen Proteinen auch Mikroorganismen, die für die Entwicklung des Verdauungssystems der Jungtiere lebenswichtig sind – nur mit ihrer Hilfe können später ab einem Alter von sechs bis sieben Monaten die eigentlich giftigen Eukalyptusblätter verdaut werden.
Um die Koalas optimal zu versorgen, bezieht die Wilhelma zweimal die Woche 90 Bund frischen Eukalyptus aus einer Spezialgärtnerei. Hinzu kommt als „eiserne Reserve“ für den Fall, dass mal eine Lieferung ausfällt, ein eigenes Gewächshaus mit rund 100 Eukalyptusbäumchen. Der hohe Pflegeaufwand ist einer der Gründe, warum Koalas in Deutschland und Europa eine Rarität darstellen. Bundesweit werden sie nur in drei weiteren Zoos gehalten. Volker Grün, der außerdem Ko-Koordinator des europäischen Zuchtbuches für Koalas ist, erläutert: „Unsere Tiere stammen direkt von der Dreamworld Wildlife Foundation in Australien. Sie sind damit nicht näher mit den anderen Zoo-Koalas in Europa verwandt. Unsere Nachzucht ist daher ein wichtiger Baustein, um eine genetisch vielfältige Reservepopulation der Koalas in menschlicher Obhut weiterzuentwickeln.“ Dr. Thomas Kölpin ergänzt: „Angesichts der Tatsache, dass Koalas aufgrund von Lebensraumzerstörung und Buschbränden als gefährdet gelten, ist das eine wichtige Aufgabe – auch für Zoos außerhalb von Australien. Außerdem sind die Sympathieträger von Down Under Botschaftertiere, die uns helfen, bei unseren Besucherinnen und Besuchern ein Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels und die Biodiversitätskrise zu wecken.“
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