„Akt der Barmherzigkeit“?
Warum Australien 700 Koalas aus Hubschraubern töten ließ

27.04.2025 - Berliner Morgenpost
Von Barbara Barkhausen
Freie Korrespondentin für Asien-Pazifik

Rund 700 Koalas sollen in den vergangenen Wochen im Budj Bim-Nationalpark im Südosten Australiens aus der Luft erschossen worden sein. Die Behörden im australischen Bundesstaat Victoria verteidigen ihr Vorgehen – nach einem durch Blitzschlag ausgelösten Feuer hätten sich viele Koalas in einem desolaten Zustand befunden. Verletzungen, Verbrennungen und Rauchvergiftungen seien weit verbreitet gewesen. Zudem hätten die Flammen zahlreiche Manna-Eukalyptusbäume zerstört – eine zentrale Nahrungsquelle der Tiere.

„Verletzte und vertriebene Koalas wurden aus der Luft niedergeschossen – ohne Transparenz, ohne Rechenschaft, ohne Gnade“, beklagte die Animal Justice Party. „Das ist kein Tierschutz. Das ist kein Naturschutz. Das ist eine nationale Schande.“ Auch andere Gruppen äußerten Bedenken: Die Auswahl der Tiere sei aus der Distanz erfolgt – eine bislang nicht erprobte Methode.

Australien tötet 700 Koalas: Ein „Akt der Barmherzigkeit“?

James Todd, Biodiversitätschef im Department of Energy, Environment and Climate Action, sagte dem „Guardian“: „Die Alternativen waren, sie ihrem Leid zu überlassen oder proaktiv zu handeln.“ Im Gespräch mit dem Sender ABC schilderte er, dass viele Koalas keinerlei Reaktion mehr auf die Hubschrauber gezeigt hätten, als man versuchte, den Ernst der Lage aus der Luft zu bewerten. Stattdessen seien sie durch verbranntes, verfilztes oder fehlendes Fell und ungewöhnliches Verhalten aufgefallen.

Der Einsatz aus der Luft wurde gewählt, weil das Gelände selbst schwer zugänglich ist und zudem die Gefahr herabfallender Bäume nach dem Brand andere Methoden unmöglich machten. Erste Tests hätten laut Todd gezeigt, dass die Luftabschüsse präzise und human erfolgten. Ein Tierarzt bestätigte bei diesen Tests auch den schlechten Gesundheitszustand der Tiere.

Versorgung der Koalas mit Futter soll nicht versucht worden sein

Dennoch stellen sich Experten Fragen. Juristinnen der University of Melbourne kritisierten im akademischen Magazin „The Conversation“, es sei nicht geprüft worden, ob eine Versorgung der Koalas mit frischem Futter – etwa durch abgeworfene Eukalyptusblätter – möglich gewesen wäre. Diese Maßnahme war nach den verheerenden Feuern 2020 in anderen Regionen bereits angewendet worden. Damals waren Karotten und Süßkartoffeln für eine vom Aussterben bedrohte Wallaby-Art im Bundesstaat New South Wales vom Hubschrauber aus abgeworfen worden.

Nicht alle Fachleute verurteilen die aktuelle Entscheidung jedoch. Die Wildtierökologin Desley Whisson von der Deakin University bezeichnete die Tötung als „politisch kostspielige, aber richtige Entscheidung“. Die Alternative wäre ein „langsamer, qualvoller Tod durch Hunger, Lungenerkrankungen, Vergiftungen oder Brandwunden“ gewesen, schrieb sie auf LinkedIn.

Koalas sind in Australien bedroht

Dass die Emotionen vor allem im Internet so hochkochen, liegt auch daran, dass der Koala das wohl bekannteste Symbol der australischen Tierwelt ist. Zudem gerät ausgerechnet dieses ikonische Beuteltier zunehmend in Bedrängnis. Besonders an der dicht besiedelten Ostküste schrumpft der Lebensraum der Tiere rapide – durch Rodungen, Angriffe durch Hunde, Buschfeuer, Verkehrsunfälle und Krankheiten. Eine davon ist besonders fatal: Chlamydien. Sie machen Koalas unfruchtbar, lassen sie erblinden – und dezimieren ganze Populationen. Auch die Folgen des Klimawandels treffen die Tiere hart: Extreme Temperaturen und Dürreperioden verändern den Eukalyptus und machen seine Blätter trockener und schwerer verdaulich.

Doch während Koalas in den Bundesstaaten New South Wales, Queensland und im Australian Capital Territory als gefährdet gelten, ist die Situation in Victoria und Südaustralien eine andere: Hier leben an einigen Orten sogar mehr Koalas als die verbliebenen Wälder ernähren können. Diese Tiere können durch Überweidung dann empfindliche Ökosysteme schädigen.

Mein Standpunkt zu dieser Meldung:

Als ich vor zwei Tagen diese Meldung in einer Online-Zeitung aus Mazedonien das erste Mal gelesen habe, dachte ich zuerst an eine "Zeitungs-Ente", die nur darauf aus ist, Aufmerksamkeit zu generieren. Daraufhin kontaktierte ich Freunde in Australien und ich recherchierte in den australischen Medien, um diese Meldung zu verifizieren.

Im ersten Moment war ich natürlich erschrocken, als ich diese Meldung gelesen habe. Wie kann man einfach so 700 Koalas "abknallen", wo doch der Koala mittlerweile zu den gefährdeten Arten zählt?

Wenn man die Hintergründe kennt, dann kann man aber diese Entscheidung der Bundesregierung in Melbourn nachvollziehen. Der Abschuss erfolgte in einem ca. 2000 Hektar großen zu Fuß schwer zugänglichen Gebiet, dass durch die Buschfeuer vor einigen Wochen komplett abgebrannt ist. Wenn man bedenkt, dass ein von einem Buschfeuer eingeschlossener Koala immer hoch in die Bäume flüchtet, weiß man, dass dieses Verhalten ihm in dieser Situation zum Verhängnis wird. Durch den Brand wurde den überlebenden mit Sicherheit schwer verletzten Koalas die Nahrungsgrundlage entzogen. Durch die starke Hitze sind die Tiere dehydriert. In die Brandwunden legen Insekten ihre Eier ab, dadurch entzünden und infizieren sich die Wunden, was die Koalas zusätzlich schwächt.

Für mich hat sich in diesem Moment die Frage gestellt, ob es ethisch vertretbar ist, diese Tiere so leiden zu lassen. Diese Frage muss man sich stellen! Es ist sicher eine sehr schwere aber in meinen Augen die richtige Entscheidung, diese Tiere von ihren Leiden zu erlösen. Nach einem Buschbrand kann sich der Eukalyptus zwar regenerieren, aber dies dauert Jahre, bis die Nahrungsgrundlage für die Koalas wieder hergestellt ist und außerdem ist ein Gebiet von 2000 Hektar (das sind umgerechnet ca. 2800 Fußballfelder) abgebrannt, selbst wenn sich die Koalas auf die Suche nach neuen Nahrungsbäumen begeben, werden sie keine finden, bevor sie jämmerlich an Entkräftung, Dehydrierung und Krankheiten verenden.

Deshalb ist die Entscheidung der Regierung in Melbourne zwar hart und schmerzhaft, aber auf lange Sicht gesehen und im Interesse der verletzten Tiere richtig. Obwohl es sicher sehr schwer war, verletzte Tiere zu finden und zu bergen, bin überzeugt, dass die örtlichen Koalahilfsorganisationen alles versucht haben, um soviel wie möglich Koalas zu retten, um sie gesund zu pflegen.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auch an die Situation der Koalas auf Kangaroo-Island Anfang 2004 erinnern. Eine zwar komplett andere Situation, aber auch da stand man vor der Frage, wie die Überpopulation der Koalas (bedingt dadurch, dass die Koalas auf der Insel keine natürlichen Feinde und nur ein begrenztes Territorium zur Verfügung hatten) in den Griff bekommen kann. Die Koalas vermehrten sich sehr schnell und fraßen buchstäblich alle Eukalyptusbäume kahl und entzogen sich dadurch selbst die Nahrungsgrundlage. Umweltschützer forderten einen gezielten Abschuss. Die Regierung lehnte dies ab, da man Schäden für die Tourismusindustrie befürchtete.

Was will ich damit sagen? Jeder Koalafreund sollte sich immer fragen, was langfristig für den Koala von Nutzen ist. Der Mensch hat die Möglichkeiten, regulierend einzugreifen und sollte dies im Interesse des Koalas auch tun. Aus diesem Grund unterstütze ich das Koala Hospital in Port Macquarie und dessen Koalazuchtprogramm.

Wie KI künftig Koalas retten soll

Kölnische Rundschau, 23.04.2025
Von Barbara Barkhausen
Freie Korrespondentin für Asien-Pazifik

KI-Projekte in Australien nutzen intelligente Warnschilder und Drohnen, um den bedrohten Koalabestand zu schützen und Unfallrisiken zu mindern.

Mit seinem gemütlichen Wesen, dem flauschigen Fell und der Vorliebe für Eukalyptusblätter ist der Koala das wohl bekannteste Symbol der australischen Tierwelt. Doch ausgerechnet dieses ikonische Beuteltier gerät zunehmend in Bedrängnis. Besonders an der dicht besiedelten Ostküste schrumpft der Lebensraum der Tiere rapide – durch Rodungen, Angriffe durch Hunde, Buschfeuer und Krankheiten. Eine davon ist besonders fatal: Chlamydien. Sie machen Koalas unfruchtbar, lassen sie erblinden – und dezimieren ganze Populationen.

Auch die Folgen des Klimawandels treffen die Tiere hart: Extreme Temperaturen und Dürreperioden verändern den Eukalyptus – Hauptnahrungsquelle und Lebensraum der Koalas – und machen seine Blätter trockener und schwerer verdaulich.

Bedrohte Koalas: Auf Reviersuche überfahren

Nicht zuletzt sind es Straßen und Fahrzeuge, die den trägen Tieren zusetzen. Immer wieder werden sie beim Versuch, neue Reviere zu finden, überfahren. „Der Schutz unserer einheimischen Tierwelt entlang stark befahrener Verkehrskorridore und in Gebieten mit wachsenden Gemeinden ist eine echte Herausforderung“, sagte dann auch John Graham, Verkehrsminister im Bundesstaat New South Wales, vor Kurzem.

Statistiken der Jahre 2013 bis 2024 zeigen: Zwar führen Kängurus die traurige Liste der Wildunfälle an – doch unter den bedrohten Arten sind es die Koalas, die am häufigsten mit Fahrzeugen kollidieren.Ein neuer, vielversprechender Ansatz setzt auf Technologie. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) sollen Wildunfälle reduziert und Koalas besser geschützt werden. Kameras werden darauf trainiert, verschiedene Tierarten zu erkennen.

Fahrer werden automatisch gewarnt

Entdecken sie ein Tier in der Nähe der Straße, wird automatisch ein intelligentes Warnschild aktiviert, das Fahrerinnen und Fahrer auf die Gefahr aufmerksam macht. Das Projekt startet zunächst testweise im Südwesten von Sydney – dort, wo besonders viele Kollisionen verzeichnet wurden.

Dass KI im Koala-Schutz funktioniert, zeigte sich bereits 2023. Auf North Stradbroke Island in Queensland – Heimat der einzigen natürlich vorkommenden Insel-Koalapopulation – setzten indigene Ranger der Quandamooka Yoolooburrabee Aboriginal Corporation Drohnen und KI ein, um die Kolonie vor Buschfeuern zu bewahren.

Die dort lebenden Tiere sind genetisch besonders wertvoll, da sie kaum Chlamydien aufweisen. Ein Verlust durch Feuer wäre verheerend. Die Technologie half dabei, ihre Positionen genau zu bestimmen, um kontrollierte Feuer im Unterholz gezielt einzusetzen – und so größere Brände zu verhindern.

Nicht nur die KI soll Koalas helfen

Neben KI kommen auch andere Maßnahmen zum Einsatz. In New South Wales experimentiert man mit hellem Asphalt, um Tiere besser sichtbar zu machen. Zudem markieren neue Fahrbahnzeichen bekannte Koala-Hotspots: Der Umriss eines Koalas und das Wort „slow“ mahnen zur Vorsicht.

Ein weiteres Element im Schutzarsenal sind sogenannte „Fluchttüren“: einbahnstraßenartige Ausgänge an Zäunen entlang von Schnellstraßen. Diese ermöglichen es Koalas, die bereits auf die Straße gelangt sind, sicher zu entkommen – und verhindern zugleich, dass sie zurückkehren. Ergänzt wird dies durch Unterführungen und „grüne Korridore“, die den Tieren sichere Wanderwege zwischen Waldgebieten bieten.

Die Uhr tickt für den Koala

Ob Asphalt, Schilder, Drohnen oder Datenanalyse – die Kreativität im Koala-Schutz nimmt zu. Die große Hoffnung ist, dass moderne Technik einen echten Unterschied machen kann. Denn der Rückgang der Koala-Zahlen ist alarmierend: Zur Zeit der britischen Besiedlung lebten schätzungsweise zehn Millionen Koalas auf dem australischen Kontinent. Heute geht die Umweltbehörde des Landes (Stand 2024) von nur noch maximal einer halben Million aus. Der Koala steht in Queensland und New South Wales inzwischen auf der Liste der gefährdeten Arten.

Neben der Technik gibt es noch etliche andere Initiativen, die den Koalas helfen könnten. Dazu gehören eine neue Impfung gegen Chlamydien und Projekte wie die Initiative „Guulabaa“ („Ort des Koalas“) nahe Port Macquarie. Das dortige Koala Hospital und die Koala Conservation Australia betreiben hier eine Zuchtstation, in der Tiere möglichst ohne menschlichen Kontakt aufgezogen werden. Ziel ist es, gesunde Koalas auszuwildern und stabile Wildpopulationen aufzubauen.

KuchenMeister setzt neuen Impuls für die KOALA Kekse

Koalahilfe Deutschland's image

Die Markenwelt und das neue Design der KOALA Kekse wurde mit dem "ISM Show Star" der Fachzeitung Convenience Shop ausgezeichnet.
Copyright KuchenMeister Gmbh

lifePR Soest, 16.04.2025

KuchenMeister geht mit seiner erfolgreichen Marke KOALA neue Wege: Die beliebten Kekse im KOALA-Format erscheinen im Sommer im frischen Design und mit einer erweiterten Markenwelt, die nicht nur visuell überzeugt, sondern auch emotionale Erlebnisse schafft. Diese Neuerung wurde nun mit der Auszeichnung als „ISM Show Star“ vom Magazin Convenience Shop gewürdigt, was die Innovation und Kreativität hinter der neuen Markenstrategie unterstreicht.

Das neue Design der KOALA Kekse markiert den Beginn einer emotional aufgeladenen Markenwelt, die eine starke Verbindung zu den Konsumenten aufbaut. Die zentralen Elemente, die ikonischen KOALA-Sammelfiguren, bleiben unverändert, erhalten jedoch eine noch stärkere Rolle in der Markenkommunikation. In einem einzigartigen Mix aus Edutainment und Mitmach-Angeboten werden die Geschichten der KOALAs weiterentwickelt und auf verschiedenen Kanälen erlebbar gemacht.

Ein Highlight der neuen Markenstrategie ist die Einführung eines neuen KOALA-Maskottchens. Dieses wird ein fester Bestandteil der Marke und begleitet die Fans nicht nur durch die Produktwelt, sondern auch über alle digitalen und physischen Formate hinweg – von sozialen Medien über Veranstaltungen bis hin zu interaktiven Kampagnen.

„Mit dem neuen Design und den vielfältigen Angeboten schaffen wir eine Markenwelt, die mehr ist als nur ein Produkt. KOALA wird zu einem Erlebnis, das Menschen jeden Alters anspricht und zur Teilhabe einlädt. Wir freuen uns, dass dieses Konzept bei den Konsumenten und der Fachwelt gleichermaßen gut ankommt“, so Fabian Meiberg, Head of Business Development, Saes & Marketing von KuchenMeister.

Neben den bewährten sechseckigen Verpackungen mit 75g KOALA Keksen bringt KuchenMeister zusätzlich auch eine praktische 20g Snack-Version auf den Markt. Diese kleinere Variante ist vor allem für den Food Service gedacht: Sie eignet sich perfekt für Vending Automaten, als Betthupferl im Hotel, als kleines Goodie für Fluggäste oder Reisende im Zug sowie als leckeres Nachtisch-Angebot in der Gemeinschaftsverpflegung. Als ideales „Give-away“ dient sie zudem dazu, noch mehr Menschen auf den Geschmack der KOALA Kekse zu bringen.

Die Auszeichnung als ISM Show Star bestätigt den Erfolg dieser innovativen Markenstrategie und unterstreicht den hohen Stellenwert der Marke KOALA in der Süßwarenbranche. Mit der neuen Markenwelt wird KOALA noch stärker als sympathische, emotionale Marke wahrgenommen, die über ihre leckeren Kekse hinaus ein echtes Erlebnis bietet.

KuchenMeister – Ein modernes Unternehmen mit Tradition

Die KuchenMeister GmbH mit Hauptsitz in Soest/Westfalen ist ein Familienunternehmen mit langer Tradition. Seit der Gründung einer kleinen Handwerksbäckerei im Jahr 1884 entwickelte sich bis heute ein internationaler Marktführer für feine Backwaren. Die KuchenMeister Standorte wurden im Laufe, der 140-jährigen Firmengeschichte kontinuierlich weiterentwickelt, um traditionelles Backen mit modernster Technologie zu verbinden.
Ca. 1000 Mitarbeitende sind im Stammwerk Soest und weiteren Produktionsstandorten für die Produktion von Folienkuchen, Stollen, Baumkuchen, Tortenböden, Croissants und vielen weiteren Produkten verantwortlich. Rund 500 verschiedene Produkte werden weltweit in 80 Ländern angeboten. KuchenMeister steht für unternehmerische Phantasie, Freude an Innovation und attraktive Produkte auf höchstem Qualitätsniveau.
Damals wie heute sind Frische und Güte unserer Rohstoffe ebenso entscheidend wie eine bewusste und sorgsame Weiterverarbeitung und Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen. Jeder einzelne Schritt des Backens wird dabei streng überwacht. Zwar ist KuchenMeister längst ein Welt-Unternehmen, aber die Qualitätskontrolle liegt immer noch in Familienhand.

Wie Zoos Tiere tauschen:
Suche Koala, biete Schneeleopard

Der Spiegel, 17.03.2025
Artikel von Christine Frischke

Ein Wildtier fangen und in einen Käfig sperren? Das ist heute für Zoos nicht mehr erlaubt. Die Tierparks sorgen auf anderem Weg für Nachschub: Sie tauschen Tiere.

Da hinten zwischen den Zweigen sitzt er«, sagt Volker Grün. Er deutet auf ein graues Pelzknäuel auf einem Baum vor ihm. »Das ist Navy.« Navy ist ein Koala. Im Moment hat er Volker Grün den Rücken zugedreht und döst vor sich hin. Im vorigen Jahr ist Navy mit drei anderen Koalas von Australien um die halbe Welt geflogen. Die Tiere, zwei Männchen und zwei Weibchen, leben jetzt im Stuttgarter Zoo Wilhelma.

Volker Grün hat ihre Ankunft mit vorbereitet. Er hofft, dass sich die Koalas schnell eingewöhnen – und irgendwann Babys bekommen. Denn Grün ist nicht nur Biologe und stellvertretender Zoodirektor in Stuttgart. Er ist auch Koala-Experte und organisiert die Zucht in Europa. In der Natur suchen sich Tiere selbst einen Partner oder eine Partnerin. In Zoos übernehmen das Menschen wie Volker Grün.

In den heutigen Zoos haben nur wenige Tiere einmal in freier Wildbahn gelebt. Die meisten sind schon im Zoo geboren worden. Weltweit tauschen Zoos Tiere untereinander. So wollen sie Inzucht vermeiden, das heißt, es sollen nur Tiere Nachwuchs miteinander bekommen, die nicht verwandt sind. Sonst könnten sich Krankheiten verbreiten.

Der Stuttgarter Zoo hat zum Beispiel einen Wombat aus Kopenhagen bekommen. Und einen Schneeleoparden nach Magdeburg geschickt. Die Zoos übernehmen nur die Transportkosten, für die Tiere müssen sie nichts bezahlen.
Damit beim Tiertausch kein Chaos entsteht, gibt es Leute, die die Übersicht haben: sogenannte Koordinatoren. Wer in Europa einen Koala haben möchte, muss sich bei Volker Grün oder seiner Kollegin aus dem Duisburger Zoo melden. Sie führen ein Zuchtbuch. Darin stehen alle Koalas, die in Europa leben. Im August 2024 waren das 48 Tiere. Sobald in einem Zoo ein Koala geboren wird oder stirbt, bekommen die Koordinatoren eine Nachricht. Früher gab es richtige Bücher, die von Hand ausgefüllt wurden. Heute tippt Volker Grün die Änderungen in einen Computer. Jeder einzelne Koala hat eine Art Steckbrief. Darin steht, wie er heißt, wer seine Eltern sind, wann und wo er geboren wurde und in welchem Zoo er gerade lebt.

Wenn Koalas in einem europäischen Zoo geboren werden, entscheiden die Koordinatoren, was mit ihnen passiert. Manchmal dürfen sie an ihrem Geburtsort bleiben. Das ist gut für die Tiere. Sie müssen keinen langen Transport überstehen und sich nicht an eine neue Umgebung gewöhnen. Das ist aber nicht immer möglich. Zum Beispiel weil der Vater keinen jungen männlichen Koala neben sich duldet. Oder weil es vor Ort keine geeignete Partnerin für das Tier gibt. Dann geht der Koala auf Reisen.

Es kommt aber selten vor, dass so eine Entscheidung getroffen werden muss. Denn in den europäischen Zoos gibt es nur wenige Koalas und entsprechend wenig Nachwuchs. Vergangenes Jahr waren es nur drei Geburten. Deshalb bekam der Stuttgarter Zoo seine vier Koalas direkt aus Australien. Auch hierfür war die Genehmigung der Koordinatoren nötig. Volker Grün sagt: »Die australischen Tiere bringen frische Gene mit, das ist gut für die Zucht hier in Europa.« Navy und seine Begleiter haben noch keine Verwandten in den europäischen Zoos. Ihr Nachwuchs kann später gut mit Koalas aus anderen Tierparks getauscht werden.
Zoos müssen Tiere züchten – sonst wären ihre Gehege irgendwann leer, und die Besucher blieben weg. Außerdem tragen sie dadurch zum Artenschutz bei, denn bedrohte Tierarten können in Zoos erhalten werden. Auch Koalas stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Die pelzigen Tiere haben einen Vorteil: Viele Menschen finden sie niedlich. Als das Australienhaus im Stuttgarter Zoo 2023 eröffnet wurde, bildeten sich lange Schlangen vor dem Eingang. Viele Besucherinnen und Besucher wollten die Koalas sehen. Davon profitiert ein anderes bedrohtes Tier, das weniger Fans hat.

Im Nachtbereich des Australienhauses wohnen die Kowaris. Kleine, mausähnliche Wesen. Auch für sie koordiniert der Stuttgarter Zoo die europaweite Zucht. Besuchermassen lockt man mit ihnen aber nicht an, die meisten Menschen dürften sie übersehen. Durch die Menschen, die die beliebten Koalas sehen wollen, bekommt der Zoo einiges an Eintrittsgeld – das hilft auch den weniger beliebten Kowaris.

Volker Grün hofft, dass Navy in den nächsten Jahren Vater wird. Irgendwann wird Grün dann einen neuen Zoo für den Koala-Nachwuchs suchen. Die Warteliste ist lang.

Zoo in Duisburg:
Tierpfleger aus Niestetal kümmert sich um den ältesten Koala Europas

HNA, 12.03.2025
Autorin: Tanja Temme

Annähern ist kein Problem: Florian Thaller betreut Koala Irwin schon seit 13 Jahren und kennt ihn ganz genau. Das Wesen des kleinen Australiers beschreibt der 30-Jährige aus Niestetal als selbstbewusst, aufmerksam und ausgeglichen. © Zoo Duisburg
Mit 17 Jahren ist Koala Irwin das älteste Männchen seiner Art in Europa. Er lebt seit zwölf Jahren im Duisburger Zoo. Gepflegt wird er von einem Niestetaler.
Niestetal/Duisburg – Mit seinen 17 Jahren ist Koala Irwin das älteste Männchen seiner Art in Europa und wahrscheinlich sogar der älteste Koala-Opa der Welt. Vor kurzem erst feierte das Beuteltier Geburtstag im Duisburger Zoo. Dort ist er seit zwölf Jahren zu Hause und wird seitdem dort von Florian Thaller, einem gebürtigen Niestetaler, betreut.
© Foto: Zoo Duisburg

„Koala-Männchen werden in der Regel 15 Jahre alt, weshalb Irwin schon ein stattliches Alter erreicht hat“, sagt Thaller. Weibliche Tiere hingegen könnten auch schon mal 20 Jahre alt werden. Das Duisburger Koalahaus teilt sich Irwin mit zwei weiteren männlichen Koalas, einem weiblichen Koala und einem Jungtier. Sie leben in separierten Bereichen, da Koalas Einzelgänger sind, wie Thaller berichtet. Koala-Dame Yiribana, die Irwin kurz nach seiner Ankunft in Duisburg gezeugt hat, lebt zusammen mit ihrem fast einjährigen Jungtier, das inzwischen sogar den Beutel verlassen hat, erzählt der Pfleger. Somit zählt der Nachwuchs zu den mehr als 40 Koalas, die in der 30-jährigen Haltungsgeschichte des Zoos geboren wurden.
© Foto: Ilja Höpping/Stadt Duisburg

Im Zoo hatte der Opi viele Jahre eine wichtige Aufgabe: Nämlich den Artenerhalt, weil Koalas zu den gefährdeten Arten zählen. „Unser Irwin hat seine Gene an neun Jungtiere weitergegeben“, sagt Thaller, das sei nun aber Vergangenheit, zur Zucht werde Irwin nun nicht mehr eingesetzt.

Irwin hat Probleme mit dem Sehen

Trotz seines hohen Alters ist der Koala in einem guten gesundheitlichen Zustand. So habe er zwar den Grauen Star und sei insgesamt etwas schmächtiger geworden, doch grundsätzlich gehe es ihm gut, sagt sein Tierpfleger. Da bei den pelzigen Australiern der Gehör- und Riechsinn sowieso besser ausgeprägt ist als die optische Wahrnehmung, sie vor allem darüber kommunizieren und ihre Umwelt wahrnehmen, spiele das Sehen bei ihnen sowieso eine untergeordnete Rolle, erklärt Thaller.
Was Koalas angeht, ist Irwin schon eine Ausnahmeerscheinung: „Die Männchen können schon mal ruppig sein“, so Thaller, Irwin hingegen sei ein cooler Typ, den die Pfleger ohne Probleme anfassen könnten und der auch Tierarztbehandlungen entspannt über sich ergehen lasse. Selbst die tägliche Augentropfengabe ist bei dem ihm kein Problem. Und auch bei der Fütterung laufe er gelassen um die Tierpfleger herum. Bemerkbar macht sich sein ausgeglichenes Wesen zudem, wenn er im Sommer zur Außenanlage gebracht wird. „Im Gegensatz zu den anderen läuft er nämlich allein dort hin.“

Irwin wurde benannt nach Naturschützer

Wie ist Irwin eigentlich zu seinem Namen gekommen? Sein Namenspate ist kein Unbekannter, nämlich Steve Irwin. Der australische Zoodirektor, Tierfilmer und Naturschützer war eine TV-Persönlichkeit und setzte sich voller Leidenschaft für den Schutz von Wildtieren ein. Koalas schlafen übrigens sehr lange, da die Verdauung ihrer Nahrung, die Eukalyptusblätter, sehr viel Energie verbraucht. Schwer haben es die Beuteltiere, da 80 Prozent ihres Lebensraums inzwischen vernichtet wurde. Ungefähr 4000 Koalas werden jährlich überfahren oder von Hunden totgebissen.

Wenn Irwin mal nicht ruht, gehört das Schlafen von rund 20 Stunden täglich doch zu seiner Hauptbeschäftigung, genießt er ausgewählte Eukalyptusblätter, reibt seine Brustdrüse zum Markieren an einem Baumstamm oder gibt auch mal hirschähnliches Brüllen von sich. Immerhin ist er noch immer Chef in der Koala-Gruppe.

Ganz in Einzelgänger-Manier hat Irwin seinen Geburtstag allein verbracht. Anstatt Blumenstrauß gab es an diesem Tag eine extra große Portion frischer Eukalyptusblätter von der Plantage des Zoos „Zum Ehrentag hat er den allerersten Schnitt bekommen.“ Ungefähr ein Kilo der Blätter frisst der Koala täglich, wobei er sehr wählerisch ist. Denn: Vom angebotenen Grün nimmt er nur etwa ein Drittel auf, sucht sich die schmackhaftesten Blätter aus und lässt den Rest liegen.

Irwin wurde übrigens in einem Zoo in Sydney geboren und für die Zucht ins Ruhrgebiet eingeflogen. Wie lange der Koala-Senior noch leben wird, weiß man nicht: „Wir freuen uns jeden Tag, wo er wohl auf ist und hoffen, dass er noch lange bei uns sein wird“, sagt Thaller.

Nachwuchs in Stuttgarter Zoo: Koala-Babys immer mutiger!

Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten, 17.02.2025

Immer öfter kommen die kleinen Publikumslieblinge in der Terra Australis aus dem Beutel ihrer Mutter. Sie klettern sogar auf ihre Rücken und erkunden die Welt. Und da sorgen der Koala-Nachwuchs im Stuttgarter Zoo für große Freude.
© Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten

Musik: artlist.io / Julian Cassia - Mysterious Pointillism / DB studios - Beeps high bell ding

Gefährdete Koalas in Australien

14.2.2025 16:05 Uhr, Wissen aktuell - Impuls, SWR Kultur

Die Koalas in Australien gelten als gefährdete Art, auch weil sie durch Chlamydien bedroht sind. Gegen diese bakteriellen Infektionen soll ein Impfstoff helfen, der gerade getestet wird

Jochen Steiner im Gespräch mit Dr. Thomas Kölpin, Direktor Wilhelma.

Nach erfolgreicher Chlamydien-Behandlung: Koalas kehren in die Wildnis zurück

Cover Video Deutschland
12.02.2025

Fünf Koalas wurden von einer australischen Einrichtung wegen Chlamydien behandelt. Die Eingriffe waren erfolgreich und die Tiere konnten wieder in die Freiheit entlassen werden. Die Krankheit ist ein großes Problem unter Koalas.

Ungewöhnliches Koala-Kuscheln beobachtet

Deutschlandfunk Nova
06.02.2025

Mit Koalas knuddeln - das möchten viele, die Aufzuchtstationen oder Zoos in Australien besuchen. Dabei sind erwachsene Koalas eigentlich eher grummelige Einzelgänger, die nicht besonders auf Nähe und Berührungen stehen.

Für die Rettung von Australiens Tieren bräuchte es Milliarden – pro Jahr

PetBook
von Louisa Stoeffler
05. 02.2025

Wer an Australien denkt, der hat wahrscheinlich direkt die besonderen Tiere, die dort leben, im Kopf. Doch es steht schlecht um Koala, Känguru und Co. Buschfeuer, Klimawandel und Habitatsverluste setzen ihnen stark zu. Und die Erhaltung mancher Arten würde viel mehr Geld kosten als bislang angenommen wurde.

Australiens Kangaroo Island: Wie auf der Insel der Tiere das Leben zurückkehrt

RedaktionsNetzwerkDeutschland
04.02.2025

Die Koalapopulation auf Kangaroo Island erholt sich langsam wieder. Es ist die größte verbleibende Chlamydien-freie Population Australiens.

Um die Jahreswende 2019/2020 verwüsteten schwere Buschbrände fast die Hälfte der australischen Insel Kangaroo Island und töteten dabei einen Großteil der rund 50.000 Koalas, die dort lebten. Ein Ortsbesuch fünf Jahre nach der Katastrophe.

Sterben die Koalas aus?

Flauschig, niedlich – und durchseucht: Eine Infektion könnte die Koalas in Teilen Australiens ausrotten. Nun hoffen Wissenschaftler auf eine Impfung.
Von Alina Schadwinkel (Spiegel.de)
01.02.2025

Der Artikel befindet sich hinter einer Bezahlschranke, die man nicht umgehen kann. Da mich der Artikel interessiert hat, habe ich ein Starterabo abgeschlossen und nicht bereut. Der Artikel enthält eine Vielzahl von wissenschaftlichen Fakten zur Chlamydien-Infektion der Koalas, Hintergrundwissen wird sehr gut erklärt. Ein Artikel der Hoffnung macht.